Das Hotel mit Geschichte

Geschichte

Bevor 1914 in der Berner Zeughausgasse das neue Volkshaus eröffnet wurde, das heutige «Hotel Bern», stand an dieser Stelle bereits ein anderes Volkshaus. Es war das älteste in der Schweiz - viele Jahre lang geplant und 1893 verwirklicht.
Volkshaus_100_Jahre_Jubilaeumslogo

2014

Das Volkshaus Bern im Jubiläumsjahr

Wurde der Name Volkshaus im Jahr 1981 in Hotel Bern umbenannt, so besinnt man sich heute wieder auf seine Wurzeln und eröffnete nach einer 53-tägigen Umbauphase am 23. August 2013 das Restaurant Volkshaus 1914 Restaurant |Bar. Der neugewählte Name blickt auf eine 100-jährige geschichtsträchtige Vergangenheit zurück. Der Jugendstil der Fassade wurde in einer zeitgenössischen Form im Innern des Restaurants wiedergegeben – eine gelungene Fusion von Tradition und Moderne. Als besonderes Bijoux darf das von Eduard Boss gemalte Bild «der Redner» bezeichnet werden. Es ist das einzige Bild, das den 100. Geburtstag des Volkshauses erleben durfte - stummer Zeuge einer bewegten Zeit.

«Wenn das Haus eine Seele hat,
lebt ein Teil dieser Seele im
neuen Restaurant Volkshaus 1914 weiter.»

Philipp Näpflin, Direktor

1981

Auskernung und Neubau

Das Volkshaus war um seinen 50. Geburtstag wirtschaftlich konsolidiert, viele Gewerkschaften waren ausgezogen. Deshalb wurde modernisiert und rationalisiert: 1972 wurde der Bäderbetrieb eingestellt. 1974 übernahm die Volkshaus AG, nach Einbruch einer Wirtschaftskrise, das benachbarte «Hotel Continental» in Pacht, um Zimmer mit eigenem Bad anbieten zu können. Ende der Siebzigerjahre wagte man schliesslich einen Neuanfang. Das Volkshaus von 1914 wurde abgerissen. Ausser der Monumentalfassade zur Zeughausgasse und dem Erkerbau über dem Schützengässchen blieb nichts mehr übrig. Hinter der Fassade entstand ein anderes Haus. Die Generalversammlung der Volkshaus AG beschloss, das neue Gebäude nicht mehr Volkshaus, sondern «Hotel Bern» zu nennen und es auf den Standard eines Viersternehotels auszubauen.

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Das Küchenpersonal im Volkshaus um 1920.

1944

Blut- und Leberwürste, Schildkrötensuppe

Das Volkshaus war ein Arbeiterlokal. Schlecht verdienende Leute verkehrten hier in den 1920er Jahren zum Speisen. Allerdings wurde dem Volkshaus bald auch vorgeworfen, es sei zu teuer und ein Gasthaus nur für die besser Situierten. «Volkshäuser müssen Volkspreise besitzen. Volkshäuser sollen dem einfachen Bürger ein schmackhaftes Essen, ein angenehmes, mit dem notwendigen Komfort ausgestattetes Hotelzimmer zu bescheidenen Preisen zur Verfügung stellen», hiess es im Jahresbericht 1947. Im vierten Jahr des Zweiten Weltkrieges und der eidgenössischen Lebensmittelrationierung tafelte man keineswegs armselig an diesem Ort. Sogar echte Schildkrötensuppe war im Angebot.

1941

Vom Generalstreik zur Nachlassstundung

Für die Schweizer Linke wurde das grosse Gebäude schnell ein wichtiges Zentrum für Sitzungen, Konferenzen, Kampagnen und Mobilisationen. So rief das «Oltener Aktionskomitee » 1918, welches im Volkshaus tagte, einen Proteststreik aus, der schliesslich zum landesweiten Generalstreik führte. Auch die Arbeiterbewegung hatte von Beginn an ihre Büros im Volkshaus. Zudem gab es um 1919 eine Bibliothek, ein «Volkskino», eine öffentliche Badanstalt, zwei Restaurants, ein Coiffeurgeschäft und jenseits des Schützengässchens einen Schuhladen. Für die verschuldete AG warfen einige der Betriebe allerdings zu wenig Geld ab, es folgten Verluste. Von 1936 an ging es bergab.

1940 beantragte die Volkshaus AG ein Nachlassverfahren, die Gläubiger setzten eine Sanierungskommission ein. Hart am Konkurs vorbei wurde das Kapital auf Null abgeschrieben und eine neue AG gegründet, in die Anfang 1945 mehr als ein Dutzend Berner Gewerkschaften, die linke Unionsdruckerei und die Einwohnergemeinde neues Kapital in der Höhe von 214’000 Franken einzahlten. Gegen Ende des Kriegs begann alles zu bessern, die neue Volkshaus AG wies steigende Gewinne aus.

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  • Hotel_Bern_Volkhaus_Eingang_1941
  • Hotel_Bern_Cafe
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Februar 1919: Kongress der «Berner Internationalen» im Volkshaus.

1915

Die Weltgeschichte zu Besuch

Für europäische Kriegsgegner war die Schweiz um 1915 ein relativ freier Ort. In Bern tummelten sich Exilanten – so auch Wladimir Illjitsch Uljanow, genannt Lenin. Im Februar 1915 versammelte er im neuen Volkshaus die Delegierten der bolschewistischen Auslandsgruppen, welche kurze Zeit später in Russland die Macht übernahmen. Ebenso fanden in diesem ersten Betriebsjahr eine internationale sozialistische Frauen- sowie Jugendkonferenz statt. Im September kehrte zum dritten Mal in diesem Jahr Weltgeschichte im Volkshaus ein: Wieder versammelten sich Sozialistinnen und Sozialisten der miteinander Krieg führenden Länder an der Berner Zeughausgasse, darunter auch Lenin.

1914

Palast aus Dreck und Eisen

1911 wurde das ursprüngliche Volkshaus abgebrochen und 1914 als «Palast aus Dreck und Eisen» (Beton), als ein damaliges Ausrufezeichen der Moderne in einer Museumsstadt aus Sandstein, neu errichtet. Die monumentale Jugendstilfassade plakatiert die selbstbewussten Ambitionen seiner Erbauer, namentlich der Arbeitervereine der Stadt. Mit dem Volkshaus hatten sich die Gewerkschaften nicht nur endlich ein eigenes Haus, mit Kino, Speiseanstalt, Frauen- und Männerbad geschaffen, sie brachten auch die die gesellschaftliche Modernisierung der Schweiz voran: Den Gesprächsraum forderten sie nicht für sich allein, sondern für alle.

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Hotel_Bern_Geschichte_Erstes_Volkshaus
Das erste Volkshaus in der Schweiz entstand an der Zeughausgasse 9 in Bern.

1893

Das Volkshaus vor dem Volkshaus

Bevor 1914 in der Berner Zeughausgasse das neue Volkshaus eröffnet wurde, das heutige «Hotel Bern», stand an dieser Stelle bereits ein anderes Volkshaus. Es war das älteste in der Schweiz, viele Jahre lang geplant und 1893 verwirklicht, als man zum Beispiel in Zürich gerade erst anfing, über ein eigenes Volkshaus nachzudenken.